Inklusion im und durch Sport
Bericht von der Veranstaltung „Inklusion im und durch Sport“ der Sportjugend Schleswig-Holstein
Jens und Nica starteten am Samstag, den 16.11.2024 früh morgens Richtung Kiel, um am landesweiten Forum „Inklusion im und durch Sport“ teilzunehmen, ausgerichtet durch die Sportjugend Schleswig-Holstein.
Uns erwartete ein abwechslungsreicher und gut geleiteter Tag mit vielen Eindrücken, Diskussionen, Anregungen und neuen Kontakten sowie leckerem Essen, womit sich unsere Lübecker Vereinsseelen natürlich gleich angesprochen und wohl fühlten 😉
Eingeleitet von ein paar bewegenden Worten zu den Paralympics in Paris durch die sehr erfolgreiche Schwimmerin Kirsten Bruhn folgte eine Diskussionsrunde mit Matthias Hansen (Vorsitzender Sportjugend S.-H.), Michaela Pries (Landesbeauftragte f. Inklusion), Doris Birkenbach (Vizepräsidentin LSV), Tyll Reinisch (Inklusionskoordinator Kreissportverband Nordfriesland) und Manja Schultz (Zukunftslotsin Diakonie Nord Nord Ost Lübeck). Es schloss sich eine Ehrung für herausragendes Engagement im (Para-) Sport an. Ausgezeichnet wurden Micheala Pries, Nicole Hutzfeld (Sportjugend) und Sylvia von Kajdacsy (Lebenshilfe) zu Botschafterinnen für „Kein Kind ohne Sport“.
Insgesamt zeigte dieser Auftakt wie unterschiedlich die Entwicklungen vor Ort sind, wie verschieden die Bedürfnisse des Einzelnen bzw. der unterschiedlichen Behinderungen sind (z. B. rollstuhlgerecht vs. Blindenleitsysteme) und welche unterschiedlichen Lösungen und Konflikte es in den Vereinen gibt. Deutlich wurde durch die Worte von Kirsten Bruhn und Michaela Pries, dass barrierearme Zugänge nicht nur in Vereinen ein Thema sind, sondern die Gesellschaften (auch die Französische) insgesamt betreffen (S.-H. als Flächenland mit dem Thema Bus-/Bahnverkehr, alternde Bevölkerung etc.) Im Anschluss wurden die möglichen Themen und Erfahrungen aus den Vereinen gesammelt und nach besagtem leckeren Mittagessen in Workshops vertieft: Hier wurden die begonnen Diskussionen unter bestimmten Gesichtspunkten vertieft (die Titel waren mit unter etwas sperrig und werden hier daher nicht noch mal aufgeführt).
Erstaunt waren alle Teilnehmenden über die konkrete Abfrage von Vorschlägen auf extra dafür entworfenen Fragebögen: In einer vorbereitenden Mail vor ab hatte es geheißen, es ginge vor allem darum aus den gemachten Erfahrungen „ins Machen“ zu kommen. Das war ernster gemeint, als es sich manch einer vorgestellt hatte, insbesondere da auf den Fragebögen auch gefragt wurde, welche Gelder vor Ort gebraucht würden. Dies hinterließ bei manchem ein großes Fragezeichen. Tatsächlich war fehlendes Geld aber ein häufig geschildertes Problem, ebenso die Ausstattung in (städtischen) Sporthallen, fehlende Beförderungsmöglichkeiten zu den Sportstätten sowie die lähmende Bürokratie in Form von langen Anträgen.
Interessant war die auch in anderen Vereinen gemachte Erfahrung, dass der Titel „Inklusion“ häufig zu „Exlusionsveranstaltungen“ führt: Die vorhandene „Inklusion“ in Form von Gemeinschaft und gewachsenen Strukturen in den jeweiligen Vereinen wird durch das neue Label der „Inklusion“ verdrängt. Während das Label „Inklusion“ für Fördergelder und entsprechende Umbauten gebraucht wird, führt es im Miteinander zu einer Spaltung statt zu einem mehr an Gemeinschaft. Umso spannender war es zu erfahren, dass erste Vereine zwar entsprechende Beauftragte oder Ansprechpersonen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen haben, aber Veranstaltungen nicht mehr mit einem „Inklusionstitel“ bezeichnen. Es gibt manchmal lediglich den Hinweis, dass eine Veranstaltung z. B. barrierearme Zugänge hat, aber der Titel „Inklusion“ wird vermieden. Im Gegenzug werden Veranstaltungen, die sich explizit an Menschen mit Behinderungen richten, auch als solche bezeichnet, etwa als „Parasport“. Aus der Diskussionsrunde am Anfang des Tages stammte der Hinweis, dass auch im „Sportentwicklungsplan“ von Schleswig-Holstein das Wort „Inklusion“ nicht mehr benutzt wird, um den Sport explizit für ALLE auszurichten.
Dieses Beispiel macht – wie so oft – deutlich, dass Vernetzung eine gewinnbringende Arbeit sein kann, die den Blick weitet und Lösungsansätze anderer nutzbar machen kann. Auch der Austausch zwischen Jens und mir förderte zutage, dass es ja einen Container für die Jugend geben soll. Schwupp war gedacht, dass es ja schön wäre, wenn der eine rutschfeste Rampe bekommen könnte, denn wer weiß, ob es nicht auch mal ein Kind mit einem Rolli geben könnte, dass gerne an den Kinder- und Jugendveranstaltungen teilnehmen würde. Vielleicht ist es ja ein Puzzlestück, dass leicht zu berücksichtigen ist und eine „Teilnahmetür“ bereithält. Insbesondere da mit dem netten Austausch mit Anja Düvel auch wieder ein Kontakt zur Turning Point Stiftung erfolgte und vielleicht ja noch ein Angebot für Kinder durch die Stiftung in Lübeck entstehen kann.
Insgesamt war es eine sehr lohnende Veranstaltung, an dessen Ende wir müde, aber mit guten Kontakten, Eindrücken und einer Portion Humor wieder in Lübeck eintrudelten.