Alle 2 Jahre findet die Piraten Europameisterschaft statt. Auch das ausrichtende Land ist in einem festen Rhythmus vorbestimmt und in diesem Jahr war Ungarn Gastgeber. Da für die meisten ungarischen Piratensegler der Balaton das Heimatrevier ist und dies auch der größte See Ungarns ist, war es nahliegend, dass die Europameisterschaft auch dort stattfindet. Vom 17. bis 23. September haben wir die etwas abschreckend weite Strecke von über 1.200km durch 4 Länder (Deutschland, Tschechien, Slovakei und Ungarn) angetreten. Es reisten insgesamt 76 Piratenteams aus Ungarn, Österreich, der Schweiz, Tschechien, der Türkei und Deutschland nach Csopak zum Procelero Sportegyesület, einem kleinen und noch jungen Verein, der sich stark auf die Ausbildung und Förderung des wettkampfmäßigen Segelsports fokussiert.
Die Kontrollvermessungen an den Booten und Segeln verlief bei uns, wie bei fast allen, reibungslos. Gleich im Anschluss des letzten Vermessungstags wurde noch ein Practice Race angeboten, damit sich Segler und Wettfahrtleitung schon einmal aneinander gewöhnen konnten. Dies Practice Race deutete bereits an, dass die Windbedingungen auf dem Balaton anspruchsvoll werden sollten.
Ab Dienstag wurden dann die ersten beiden Wettfahrten bei ca. 12kn Wind ausgetragen. Es dauerte allerdings fast 1½ Stunden, bis die Wettfahrtleitung für den ersten Start eine faire Startlinie auslegen konnte, da immer wieder unerwartete Winddrehungen von 20°-30° eine gute Ausrichtung und eine faire Startkreuz verhinderten. Am Ende des ersten Wettfahrttags hatten wir mit einem 20. und 17. Platz einen sehr guten Start in diesen Wettbewerb. Es führten Stephan Fels und Patrick Ruf aus der Schweiz vor Svenja Thoroe und Butze und den Titelverteidigern Frieder Billerbeck und Julius Raithel.
Die folgenden Tage wurden zur Geduldsprobe. Am zweiten Wettfahrttag war beim Anblick eines spiegelglatten Balaton an Regattasegeln nicht zu denken. Wir blieben den ganzen Tag an Land. Wettfahrttag 3 bot hochsommerliche Temperaturen bis zu 30° C, sehr leichten Wind bis max. 6kn und obendrein sehr drehend. So etwas sind überhaupt nicht unsere Bedingungen und die Wettfahrten 3 und 4 waren meiner Meinung nach auch hart am Limit des Segelbaren. Daher waren die Plätze 41 und 54 für uns kaum eine Überraschung, aber dennoch frustrierend. Die dritte Wettfahrt (Nr. 5) wurde zum Glück abgebrochen, obwohl sich die meisten Piraten bereits auf dem Weg ins Ziel befanden. Auch am vierten Tag herrschte weiterhin sehr wenig Wind. Es gab ein paar Startversuche, aber es kam zu keinem Ergebnis, da erneut abgebrochen wurde.
Es dauerte insgesamt 2 Tage, etliche Startversuche und 2 Abbrüche, um endlich am fünften Wettkampftag auch die fünfte Wettfahrt bei diesmal ca. 15kn Wind zum Abschluss zu bringen. Durch die vielen Startversuche hatten sich in Wettfahrt 5 mittlerweile 20 Teams einen BFD (Black Flag) eingefangen, wir leider auch. Somit war die Hoffnung gestorben, wenigstens den 54. Platz streichen zu können.
Ferner wurde der Wind an dem Tag genutzt, der zeitweise auf ca. 20kn zunahm, noch zwei weitere Läufe zu segeln. Bei Wind läuft es für uns meistens besser und so erzielten wir mit dem 13. und 39. Platz noch mal ein sehr gutes und ein „so Lala“ Ergebnis. Nach 7 Wettfahrten führten die Titelverteidiger Frieder und Julius, gefolgt von den amtierenden ungarischen Meistern Gabor Sallai und Anna Pay’r und auf Platz 3 Svenja und Butze.
Am Samstag, dem letzten Wettfahrttag, konnte bei starkem Dauerregen und kein Wind wieder nicht gesegelt werden und so war das Zwischenergebnis nach sieben Wettfahrten gleichzeitig das Endergebnis. Frieder Billerbeck und Julius Raithel wurden zum dritten Mal in Folge Europameister. Wir erzielten Platz 32 im Endergebnis. Unser zuvor gesetztes Ziel in die erste Hälfte zu kommen, hatten wir somit erreicht. Aber zugegeben, wir hatten uns dennoch ein etwas besseres Ergebnis erhofft.
Abseits der Wettfahrten wurde ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten. Jeden Abend gab es für alle Segler ein gemeinsames Abendessen inklusive Freibier, Tombolas bei der jedes Team einen attraktiven Preis von einem der zahlreichen Sponsoren gewann und an zwei Abenden wurden alle Teilnehmer obendrein musikalisch unterhalten.
Die Zeiten, bei denen die deutschen Piraten Kreise um die meisten, europäischen Teams gesegelt sind, gehören der Vergangenheit an. Die Europameisterschaft war auf anspruchsvollem, hohem seglerischem Niveau mit oft knappen Ergebnissen. Auf dem Wasser geleitet von einer souveränen Wettfahrtleitung, die das Beste aus den schwierigen Wetterverhältnissen machte und auch an Land war alles bestens organisiert. Die Ungarn waren großartige Gastgeber und wir alle werden diese Veranstaltung noch lange in sehr guter Erinnerung behalten.
Torsten Faaß