Noch im Frühjahr hatten wir alle große Zweifel, dass die diesjährige Internationale Deutsche Meisterschaft der Piraten vom 08.-11. Juli planmäßig stattfinden könnte, zumal sie diesmal in die Warnemünder Woche eingebettet war. Umso erstaunlicher und schön, dass die Behörden dieser Großveranstaltung grünes Licht erteilt hatten, mit nur relativ wenigen Corona-Auflagen. Man musste lediglich zur Registrierung einen negativen Corona-Test, sein Impfausweis oder ein ärztliches Attest der Genesung vorlegen. Ferner herrschte bei der Registrierung und im Catering-Zelt Maskenpflicht. Das war’s aber auch schon mit den wenig störenden Auflagen.
Dies Jahr war der SVW wieder mit 2 Steuerleuten vertreten, Schuppe mit „seiner“ Thea Harksen vom MSC und ich mit „meinem“ Tobias Henke aus Güstrow. Obendrein begleitete uns sozusagen ein vereinsinterner Fan während dieser IDM. Unser langjähriges Mitglied und ehemaliger Piratensegler Wolfgang Ahrens, der zu der Zeit Urlaub in Warnemünde machte, kam jeden Tag zum Ablegen und bei der Ankunft in den Hafen. Ich kannte Wolfgang bis dato nicht, aber es war schön ihn kennengelernt zu haben und dass er jeden Tag vorbeikam, um sich zu erkundigen, wie es lief.
Lästiger als die o.g. Corona-Spielregeln war die Tatsache, dass die Mittelmole, auf der traditionell der Großteil der Segelwettbewerbe ausgetragen wird, eine einzige Baustelle war. Dies Frühjahr wurde begonnen die Sportschule des LSB auf der Mittelmole abzureißen und bis Ende 2023 ein komplett neues Gebäude zu errichten. Ebenso ist der Ausbau des Yachthafens nach wie vor im vollen Gang.
Neben Baustaub und Baulärm der Abrissbagger herrschte vor allem Platzmangel, da sich die 49 anwesenden Piraten die begrenzt freie Stellfläche mit fast 80 Contender und über 170 Laser (bzw. ILCA, wie sie seit neustem heißen) teilen mussten. Noch größer war das Gedränge an der Slip, da nur eine zur Verfügung stand. Die 2. Slipbahn befindet sich ebenfalls noch im Bau. Um komplettes Chaos zu vermeiden wurden die Teilnehmer klassenweise über Flaggensignale und Ansage des Hafensprechers zu Wasser gebeten. Das dauerte jedoch teilweise 1½ Stunden bis das letzte Boot endlich schwamm. Ferner durften wir Piraten auf Bahn Delta segeln, die gefühlt kurz vor Fehmarn liegt und für die jeden Tag mehr als 1 Stunde sowohl für die Anreise zur Bahn, als auch für die Rückfahrt in den Hafen noch zur eigentlichen Wettkampf-Tätigkeit dazu kam.
Der erste Segeltag begann mit leichten Winden aus Südost, immer nur knapp über der 6kn Marke und es waren 2 Rennen angesetzt. Wer Warnemünde kennt, weiß dass diese Windrichtung schwierig ist. Mit Platz 12 als Ouvertüre dieser Meisterschaft waren Tobias und ich recht zufrieden. Platz 25 im zweiten Rennen war nicht so prickelnd. Sollte das schon unser Streicher sein? Schuppe hat es umgekehrt gemacht. Im ersten Rennen mit Platz 36 gleich mal ordentlich Punkte gesammelt. Im zweiten Rennen mit dem 16. eine deutliche Verbesserung.
Am 2. Tag kam ein wenig mehr Wind, als am Vortag und diesmal aus Nordost, so dass die 3 geplanten Rennen für diesen Tag stattfinden konnten. Allerdings war die gesamte Flotte sehr nervös, rechtzeitig aus dem Startblock zu kommen und es gab in jedem Rennen mehrere Startversuche, sowie einige Frühstarter. Für manche Teilnehmer war diese Meisterschaft mit teilweise 2 Black-Flags auf dem Punktekonto bereits zur Halbzeit quasi schon zu Ende. Ich bin auf Grund eines individuellen Fehlers im 1. Rennen des Tages als absolut letzter über die Startline. Der 2. Start war so lala und im 3. Rennen eigentlich ganz gut. Dennoch bin ich sehr konstant auf die unbefriedigende Plätze 25 und 2-mal 24 gesegelt. Ein guter Start wird anscheinend doch völlig überbewertet ?. Schuppe kam mit den Segelbedingungen an dem Tag deutlich besser zurecht und kam auf die Plätze 12, 14 und 23. Beim 23. musste Schuppe einmal Kringeln, sonst wäre er auch in diesem Rennen auf einem ähnlich guten Platz gelandet, wie in den anderen beiden Läufen.
Tag 3 kam der angekündigte Starkwind aus Nordwest und drehte später auf West. Da am Vormittag über 30kn Wind in Böen bei ca. 2m hohen Wellen gemessen wurde, gab es eine Startverschiebung. Jedoch zum Mittag ließ der Wind etwas nach und als der Wind westlicher drehte, wurde die Welle auch etwas niedriger und wir wurden auf Bahn Delta geschickt und segelten auch an dem Tag nochmals 3 Läufe. Zu meiner eigenen Überraschung kamen Tobias und ich bei dem Wind um die 20kn recht gut zurecht und ersegelten die Plätze 10, 14 und 16, was unsere Stimmung an Bord im Vergleich zum Vortag wieder erheiterte. Schuppe hingen landete an dem Tag mit den Plätzen 22, 24 und 26 im Mittelfeld.
Am 4. und letzten Segeltag hatten sich einige Teilnehmer von der Vorhersage täuschen lassen. Es war schwacher Wind aus Nordost und Hitze um die 30°C angesagt und es standen nur noch 2 Rennen zum Abschluss an. Beim Auslaufen war auch noch leichter Wind und viele sind nur in Badehose und T-Shirt los gesegelt. Doch durch die Hitze entwickelte sich eine Landthermik, die den Nordost-Wind noch verstärkte und spätestens im letzten Lauf hatten wir schon wieder fast so viel Wind (in Böen an die 20kn), wie am Vortag. Tobias und ich segelten nochmals einen guten 10. und 12. Platz und kamen im Gesamtergebnis auf Rang 14 und waren damit hoch zufrieden. Schuppe und Thea waren am letzten Tag leider eher am anderen Ende der Flotte mit Platz 37 und 32, Gesamtergebnis 25.
Deutsche Meister 2021 wurden wieder einmal Svenja Thoroe und Butze mit einer beeindruckend konstanten Serie. Von 10 Rennen belegten die beiden 8-mal den 2. Rang, einem 7. und 8. Platz als Streichergebnis. Vize-Meister wurde Lippi mit Leon Göpfert aus Berlin, vor einem weiteren „Profi“, Bernd Höft zusammen mit Jens Hamann.
Trotz Corona hat für alle Bootsklassen mindestens ein Klassenabend mit einem großen und reichhaltigen Buffet und viel Getränken stattgefunden. Wir Piraten hatten sogar an 2 Abenden eine Veranstaltung.
Es hat zwar viel Spaß gemacht auf der Ostsee zu segeln, aber es gab einige Punkte, die mich an dieser Veranstaltung geärgert und genervt haben. Die Baustelle auf der Mittelmole war und ist nun mal vorhanden. Ich habe jedoch kein Verständnis dafür, dass in der 1. Hälfte der Warnemünder Woche 505er, J70 und H-Boote alle samt in der großen Marina Hohe Düne lagen und in der 2. Hälfte insgesamt fast 300 Boote plus Trainerboote bei den ILCAs auf den sehr begrenzten Platz der Mittelmole gequetscht wurden, während sich nur noch 17 Seascapes18 auf der Hohe Düne verloren. Ebenso wenig Verständnis habe ich dafür, dass wir auf die abgelegenste Bahn Delta segeln mussten, obwohl mit nur 4 Bootsklassen in der 2. Hälfte näher gelegene Bahnen frei blieben. Warnemünde wirbt doch immer für kurze Wege zu den Regattabahnen. Für uns Piraten galt das dies Jahr nicht.
Und zu guter Letzt finde ich eine Meisterschaft eingebettet in eine Großveranstaltung, wie die Warnemünder Woche, nicht so schön, da sich nach dem Abtakeln der Boote die meisten Teilnehmer auseinander laufen und alles weit verstreut ist. Gemütliches Zusammensitzen mit anderen Piratenseglern, wie im vergangenen Jahr in Röbel, fand diesmal quasi nicht statt.
Nächstes Jahr soll die IDM nun am Dümmer See stattfinden, so wie es bereits letztes Jahr geplant war und Corona leider zum Opfer fiel. Die Meisterschaft soll über das Himmelfahrts-Wochenende stattfinden, denn sonst hat diese „betaute Wiese“ im Süden Niedersachsens ja oft ein Wasserstands-Problem, wenn der Sommer heiß und trocken wird. Wenn es dann so kommt, werden wir Piraten auf jeden Fall wieder unter uns sein, uns nicht mit anderen Bootsklassen um enge Stellplätze rangeln müssen und nach dem Segeln hat man die Gelegenheit mit anderen Piratenseglern die Tageserlebnisse bei einer Tasse Tee oder einem anderen Getränk Revue passieren zu lassen.
Hacke Beil! Torsten Faaß GER-4425
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