Zum langen Oktober-Wochenende über den Tag der deutschen Einheit war es wieder so weit. Die letzte größere Piraten Regatta der Saison stand an, zumindest was den Ranglistenfaktor angeht. Und so waren 28 Mannschaften mit dem Hackebeil im Großsegel zum Dümmer-Finale gemeldet, angetreten sind dann jedoch „nur“ 25 Teams, was für diese Regatta an für sich eine eher durchschnittliche Beteiligung ist. Das lag vermutlich auch an der langen Ungewissheit, ob die Regatta überhaupt stattfinden konnte, denn auf Grund des warmen und sehr trockenen Sommers war der Wasserstand im See stark gefallen.
Die Organisatoren im SV Hüde hatten bereits 2-3 Wochen zuvor den Pegel im Regattagebiet auf dem Dümmer regelmäßig kontrolliert und da es die 2 Wochen vor dem Event teilweise ergiebigen Regen gab und man zusätzlich die zuständige Behörde der Schleuse an der Hunte, dem Bach, der durch dies „Torfloch“ fließt, gebeten hatte mit dem jährlichen Ablassen des Wassers bis nach dem 3. Oktober zu warten, konnte das Dümmer-Finale stattfinden. Wir waren aber das einzige Team, dass die weiß-grüne Flagge des SV Wakenitz auf dieser Regatta hochhielt.
Wie fast üblich, wenn Tobias und ich eine Piratenregatta segeln, war auch fürs Dümmer-Finale wieder Starkwind für fast die gesamten 3 Tage prognostiziert. Und so ging es Samstagmittag mit ca. 18 – 20 kn Wind aus West, in Böen teilweise noch etwas mehr, los. Links neben der Hafenausfahrt ist ein Surfer- und Kiter-Treffpunkt und wir konnten mit etwas Verwunderung und Sorge sehen, was uns bzgl. Wasserstand an dem Wochenende blüht. Die Surfer und Kiter standen alle nur bis zur Hüfte im Wasser. Das bedeutete, beim Pirat mussten wir das Schwert immer zu etwa 30-50% hochgezogen segeln, auch auf der Kreuz am Wind. Es wurde wirklich jeder Zentimeter an Schwerthöhe ausgetestet und war man zu risikobereit und segelte mit möglichst niedriger Schwerthöhe, landete man schnell, wie bei der Formel 1 im Kiesbett, bzw. im Fall des Dümmers im zähen Schlamm. Wir waren ehrlich gesagt froh, dass Piraten ein stabiles Edelstahl-Schwert haben, denn wir sind unzählige Male über Steine, Bodenwellen und unentdeckte Wasserleichen gehobelt und jedes Mal kam nur ein dumpfes „Klock“ aus dem Schwertkasten.
Aber die Bedingungen waren für alle Teilnehmer gleich. Wir kamen mit dem etwas eigenartigen Fahrgefühl, dank dem hochgezogenen Schwert, relativ gut klar und wurden im 1. Rennen siebter. Zwischen Rennen 1 und 2 baute sich eine pech-schwarze Gewitterwand im Nordwesten des Sees auf. Die Wettfahrtleitung zögerte erst, doch nach einem kurzen Blick aufs Wetterradar des Wettfahrtleiters Handy wurde hektisch AP über H gezogen und alle wurden Richtung Hafen geschickt, denn das Gewitter drehte über Nord in den See ein. Leider war das Gewitter schneller als die meisten Segler, und so wurden wir kurz vor Erreichen des Hafens von einer orkanartigen Böe mit viel Regen und Hagel erwischt. Eine heiße Dusche und das gemeinsame Segler-Essen am Abend hatten sich dennoch alle verdient.
Rennen 2, 3 und 4 wurde somit am Sonntag ausgetragen. Der Wind war ein wenig schwächer, aber 14-16 kn im Schnitt war mehr als ausreichend für die meisten von uns. Immerhin gab es am Sonntag „nur“ ab und zu ein paar Regenschauer. Gewitter gab es zum Glück keine mehr. Es lief für uns wieder sehr gut und wir belegten die Plätze 7, 3 und 6 am zweiten Segeltag, was Platz 5 im vorläufigen Zwischenergebnis bedeutete, doch es war eng. Von Platz 4 bis 8 waren alle Teams jeweils nur 1 Punkt getrennt. Lediglich die ersten 3 Teams schienen bereits in unerreichbarer Ferne.
Am Montag sollten dann nochmals 2 Rennen ausgefochten werden. Für Tobias und mich recht ungewöhnlich, brauchten wir an diesem Tag nicht in den Ausreitgurten hängen, bis die Beine taub wurden, sondern bei ca. 10kn konnte man relativ gemütlich auf Deck sitzend die 2 Rennen absegeln. Im vorletzten Lauf haben wir von Start bis Ziel fast alles perfekt hinbekommen und so wurden wir erneut dritter. Im letzten Rennen sind wir nicht so gut aus dem Startblock gekommen, hatten nach der Startkreuz vielleicht nur noch 5 Gegner hinter uns. Auf der zweiten Kreuz konnten wir uns zwar auf Platz 10 vorarbeiten, aber das letzte Rennen sollte unser Streicher bleiben.
Mit den sehr unterschiedlichen Bedingungen am letzten Tag, im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Segeltagen, gab es aber nochmals einige Verschiebungen in der Ergebnisliste. Wir konnten uns mit so ziemlich der konstantesten Serie aller Teilnehmer erneut verbessern und uns auf den 3. Platz im Endergebnis vorarbeiten. Wir sind mit dem Resultat superglücklich, denn damit haben wir die Qualifikation für die Euro 2023 100%ig sicher und vorzeitig geschafft. Für uns ein toller Saisonabschluss, denn für uns war es definitiv die letzte Regatta in 2022. Die „Spaß“-Veranstaltungen, wie Letzte Helden auf der Elbe und Nikolaus-Regatta in Potsdam beobachten wir nur vom warmen Sofa aus.
Global Warming, stetig trockenere Sommer und der damit verbundene schwierige Wasserstand am Dümmer, stellen diese traditionelle Piraten-Regatta leider immer mehr in Frage. Selbst die lokalen Segler sagen, dass die Chancen 50:50 stehen, dass man im Herbst auf dem Dümmer Regatten segeln kann. Der SV Hüde erwägt daher diese Regatta dauerhaft in den Spätsommer vorzuverlegen, muss dies aber noch mit den Klassenvereinigungen abstimmen. Es wäre schade, wenn diese Regatta ganz aus dem Kalender verschwinden würde.
Torsten / Tobias
GER 4425